Page 9

Wilken_1-2013

Karies kennt jeder. Aber eine Parodontitis? Die Entzündung des Zahnhalteapparates ist weit verbreitet, ihre Ursachen und Folgen sind dennoch vielen unbekannt. Dabei kann der Verlauf dramatische Folgen haben, wenn er nicht rechtzeitig gestoppt wird. Zahnverlust droht, und auch die Allgemeingesundheit kann gefährdet sein. Das Gute: Mit bewährten Konzepten können Sie und wir viel gegen die Erkrankung tun Ist Parodontitis in aller Munde? Zumindest in vielen Mündern, könnte man sagen. Eine umfassende Studie zur Mundgesundheit der Bevölkerung in Deutschland zeigt: Über 70 Prozent der Erwachsenen über 35 Jahre haben eine Entzündung des Zahnhalteapparats an mindestens einem Zahn. Die Erkrankung gehört zur häufigsten in der Bevölkerung überhaupt, Experten sprechen von einer Volkskrankheit. Dennoch wissen die meisten von der Parodontitis, umgangssprachlich „Parodontose“, eher wenig. Ab 40 Jahren eine häufige Ursache für Zahnverlust In der zahnärztlichen Praxis wie in der Forschung hat das Thema Parodontitis inzwischen einen hohen Stellenwert. Denn zusammen mit Karies ist die Entzündung im Mund ab der Lebensmitte die häufigste Ursache für Zahnverlust, und mit steigendem Alter sind immer mehr Menschen betroffen. Eine hohe Relevanz hat die Erkrankung auch, weil sie mit der Gesamtgesundheit eng verknüpft ist. Gefahr für die Gesundheit Denn eine Parodontitis führt zusammen mit weiteren Faktoren zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko z. B. für Herz-Kreislauf-, Gelenk- und chronische Atemwegserkrankungen. Auch beeinflusst eine Parodontitis den Verlauf einer Diabeteserkrankung, und bei Schwangeren steigt das Risiko einer Frühgeburt. Schuld sind bestimmte Bakterien aus dem Mundraum und ihre Stoffwechselprodukte, die je nach individueller Empfindlichkeit Entzündungsreaktionen im Organismus provozieren. Zahnfleischbluten: ein Alarmsignal Im Gegensatz zu vielen anderen Entzündungen des Körpers tut eine chronische Parodontitis in der Regel nicht weh. Sie beginnt meist langsam und entwickelt sich von dem Betroffenen unbemerkt vom Zahnfleisch weiter bis in den Zahnhalteapparat. Verantwortlich für die Krankheitsentwicklung sind neben einer mangelnden Mundhygiene eine geschwächte körpereigene Immunabwehr, etwa durch Krankheit oder viel Stress, sowie Nikotinkonsum und genetisch verankerte Anfälligkeit. Oft tritt als Zeichen der Entzündung auf einen Reiz hin Zahnfleischbluten auf – ein erstes Warnsignal für eine Parodontitis. Viele nehmen das aber nicht ernst. Stattdessen reduzieren sie die Mundhygiene, weil das Zahnfleisch empfindlich ist und sie die Blutung vermeiden möchten. Die Entzündung entwickelt sich weiter – ein Teufelskreis. Dabei lässt sich mit einer verbesserten Mundhygiene die Entzündung noch rückgängig machen – sofern diese nur das Zahnfleisch betrifft und keine weiteren Ursachen hat, z. B. hormonelle oder medikamentöse Einflüsse. Raucher glauben übrigens oft nicht, dass sie betroffen sind, denn durch ihre nikotinverengten Blutgefäße bleibt Zahnfleischbluten meist aus. Bakterien verursachen Abbau des Zahnhalteapparats Die eigentlichen Auslöser für das gereizte Zahnfleisch sind Bakterien, die sich in nicht weggeputzten Belägen eingenistet haben. Verkalken die Beläge durch Mineralien im Speichel, bildet sich – für die Zahnbürste unangreifbar – Zahnstein. Genau genommen werden Zahnfleisch und Zahnhalteapparat aber von Enzymen und Giftstoffen angegriffen, die die Bakterien absondern. Dabei kommt die körpereigene Immunabwehr ebenfalls in Gang. Sie kämpft nicht nur gegen die Bakterien, sondern verursacht auch den Abbau der Gewebe rund um den Zahn. Die Folge: Zahnfleischtaschen vertiefen sich und Knochen wird abgebaut. Taschentiefe ab 4 mm behandlungsbedürftig Im gesunden Zustand ist zwischen Zahn und Zahnfleisch eine natürliche Furche von bis zu 3,5 mm Tiefe vorhanden. Mit einer Zahnfleischtasche ab 4 mm Tiefe liegt der Verdacht einer Parodontitis nahe. Ab 6 mm ist die Erkrankung schwerwiegend. Bei noch größeren Taschentiefen bis über 8 mm, die im Extremfall bis zur Wurzelspitze reichen, sinken die Möglichkeiten zur Erhaltung des Zahns. Daher ist ein rechtzeiti- Umfrage Was tun Sie bei gelegentlichem Zahnfleischbluten? >> Gar nichts 2% Ich putze öfter die Zähne Ich gehe zum Zahnarzt 4% Ich suche Infos im Internet 32% 32% 15% Ich setze das Zähneputzen aus 15% Ich habe kein Zahnfleischbluten 1.003 Befragte EMROS OHG, Kaltenkirchen 2010, Stand Dezember 2010 Ihr Patientenmagazin Gute Zähne schönes Leben 9


Wilken_1-2013
To see the actual publication please follow the link above